Augenblick mal

blindTräume oder wie träumen eigentlich blinde?

Wie träumen Blinde?

 

Träumen sie in Farbe? Träumen sie Bilder?

 

Jeder von uns träumt. Manche erinnern sich morgens noch daran, andere nicht. Die nächtlichen Filme spielen sich hauptsächlich in der sogenannten

REM-Schlafphase (Rapid-Eye-Movement) ab.

buntes Bild, gelber Hintergrund, farbige Elemente. genaue Beschreibung: gelber Hintergrund. links oben vertikal ein rotes Rechteck. In der oberen rechten Ecke vertikal ein von außen nach innen ragender schwazer Halbkreis. diese beiden Elemente nehmen etwa ein Viertel der Höhe des Bildes ein. unten links, Etwa ein Drittel des unteren Bildrandes einnehmend, eine leichte schwarze Bogenform. in der Bildmitte, von unten nach rechts oben ragt eine dicke Taubenblaue Linie. Diese wird von einer dünnen, hellgrauen, leicht verworrenen zickzackLinie in einem helleren BlauTon, umspielt.

Traumwelt -(1) Copyright: AYA de design

Ob und wie und was blinde Menschen im Traum 

sehen, hängt wahrscheinlich auch davon ab, ob sie blind geboren oder erst später erblindet sind. 

 

Was berichtet man über Geburtsblinde/Früherblindete?:

 

Einige Studien legen nahe, dass Menschen, die blind geboren wurden oder vor ihrem fünften Lebensjahr erblindet sind, keine visuellen Eindrücke in ihren Träumen erleben.

 

Schlafforscher berichten in einer 1999 in der Fachzeitschrift „Dreaming“ veröffentlichten Studie:
„Die Probanden, die von Geburt an blind oder vor ihrem fünften Lebensjahr erblindet waren, hatten keine visuellen Eindrücke in ihren Träumen, konnten dafür aber verstärkt riechen, schmecken oder tasten.
 
Bilder werden in diesem Fall durch Gerüche, Klänge, Berührungswahrnehmungen und Geschmackseindrücke ersetzt.“
 

 

Wer dagegen nach seinem fünften Lebensjahr erblindet ist, soll auch Bilder in seinen Träumen sehen können. Je mehr visuelle Erinnerungen vorhanden sind, desto öfter, länger und klarer können die Bildträume sein. 

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Es gibt andererseits Hinweise darauf, dass auch von Geburt an blinde Menschen im Schlaf visuelle Eindrücke haben können. Geburtsblinde Teilnehmer einer Studie haben beispielsweise Szenen gezeichnet, die sie im Traum gesehen haben. Die Zeichnungen kamen der Realität Sehender sehr nahe. Die Wissenschaftler beobachteten bei diesen Personen außerdem, dass ihr für die optische Verarbeitung zuständiges Hirnareal während des Träumens aktiv war.

Studien berichten, dass früherblindete Menschen 

über andere Sinne aufnehmen. So erschaffen sie sich eigene Bilder. Experten gehen davon aus, dass etwa durch Tasten und Hören eine räumliche Vorstellung von Größe, sowie ein Gefühl für die Beschaffenheit von Gegenständen und Personen entsteht.

Das Gehirn scheint in der Lage, daraus einen optischen Eindruck zu erzeugen, und wieder abrufbar abzuspeichern.


„Was du mit deinen Augen siehst, das sehen meine Hände. Was du mit deinen Händen spürst, das sehe ich mit meinem Herzen. Lass uns Augen, Hände und Seele sein, mein Herz.“ (*einer Blinden Liebeslied)

 

 

Die Träume sind, bei Sehenden sowie bei blinden Menschen, ein Abbild der erlebten Realität. In der Darstellungsform und in der inhaltlichen Beschaffenheit.

 

 

 

Ob von blinden Menschen in Bildern geträumt wird oder nicht, hängt vermutlich auch davon ab, welche Situation ein Traum verarbeitet. Handelt es sich um zurückliegende Ereignisse, in denen die Träumenden noch sehen konnten, so vermuten Forscher, sind die Träume eher visueller Natur. Handelt es sich dagegen um aktuelle Ereignisse, werden diese so geträumt, wie 

sie wahrgenommen wurden. 

Dies ist eine Vermutung – ob man dies verallgemeinern kann?  

Das Erstaunliche: Einige Späterblindete sehen im Traum sogar Begebenheiten, die sich erst nach ihrer Erblindung zugetragen haben, in Bildern.

 

So sahen Menschen nach der Erblindung besuchte Orte oder kennengelernte Personen, sahen sie (ihre Vorstellung davon?) in ihren Träumen.

 

 

Und die Geschichten? Träumen blinde Menschen von anderen Dingen und anderen Begebenheiten als sehende Menschen?

 

Die Träume von blinden Menschen unterscheiden sich vielleicht in ihrer Gestaltung. Aber kennen wir nicht auch sehende Menschen, die nicht bildlich träumen, sondern eher nichtvisuelle Traumerlebnisse haben? Der Inhalt bei erblindeten Menschen hat die gleiche Spannweite wie bei nichterblindeten Menschen. Er kann eben genauso realgetreu, aber auch genauso abstrakt sein wie bei Sehenden.

Alle Menschen haben Wunschträume, Angstträume und Albträume.

 

In einer Studie haben die (immerhin*) 11! Teilnehmer mit angeborener Blindheit in der vierwöchigen Testphase sogar mehr Albträume gehabt, als 

nachträglich Erblindete und die sehende Kontrollgruppe.  Die Forscher vermuten, dies könne daran liegen, dass blinde Menschen im Alltag häufiger mit bedrohlichen Situationen konfrontiert werden.

Ebenfalls nur eine Vermutung.

Auch Sehende träumen von Schwarzen Löchern, fehlenden Treppen, abstürzenden Fahrstühlen, von sich lautlos nähernden Autos, von plötzlich auftauchenden Abgründen, und davon, dass sie sich irgendwann alleine in einem Irgendwo verlieren. Am Schluss bleibt noch die Frage nach den Farben.

Ich kenne einen Geburtsblinden, der schwört, in seinen Träumen immer rote Dinge zu sehen, und das Grün der Bäume. Ob es mit meinem Grün, mit meinem Rot übereinstimmt? Nun, ich kenne noch einen Mann, einen sehenden, der mein Petrol immer als Türkis sieht und mein Grau immer Blau nennt. 

Und noch etwas will ich nun hier verraten: meine Träume sind oft in schillernden Farben, ein wahrer Farbrausch. Die Kulisse ist meist ein Augenschmaus. Würdem meine Träume verfilmt, wären sie der absolute Traum eines jeden Bühnenbildners. 

Und ich bin mir fast sicher, dass meine Träume seit meiner Erblindung kunstvoller und ausdrucksstärker geworden sind; vielleicht täuscht mich das ja auch. 

 

Fazit:

 

Es gibt „DEN BLINDEN“ Träumer genauso wenig wie „DEN SEHENDEN“ Träumer. Da die Menschen individuell sind, und bei Studien eben auch nur ein Teil dieser Individuen betrachtet werden, sollten Erkenntnisse nicht pauschalisiert werden.

 

 

„Einer träumte blind zu sein, einer träumte sehend zu sein. Und eine träumte, sehend und blind, blind und sehend zu sein – und dies im selben Traum.“